Carmen Caputo                     Einst

* 1965                                                   (das Aussterben der Bergdörfer Süditaliens)

 

Unten im Tale von Wäldern umgeben

am Stamme durstend das ewige Land

eiligst versickernd die nässende Hand

Pinien empor dem Himmel sich heben

 

Haus an Haus dicht an sich reiht

Gesteine Zeugnis Wunden gerissen

enge Gassen winden im Wissen

einsam das Dorf ist dem Tode geweiht.

 

Einst hell aus den Winkeln ein Lachen

Einst Kirchenglocken in Herzen einkehren

Einst ergiebig das Gold im Fels der Wände.

 

Nun ist es verlassen nur trauernd wachen

Töne im hellen Geläut verstummt und verwehrt

Der Anblick so schmerzt, mir sinken die Hände.

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

Carmen Caputo                     Fischersnot

* 1965

Sehnige Arme, ziehen das Boot

alternde Knochen letzte Kraft abringt

als er das Holz zu Wasser bringt

zum Überleben, groß ist die Not.

 

Von Orion im zarten Schein

des Meeres Blau erhellt

am Horizont die Nebelwelt

geflutet im Licht, gleitet er hinein.

 

Stunden vergehen, der Morgen bricht an

reibt sich den schmerzenden Bann

mit letzter Kraft die Netze hebt.

 

Erschöpft sinkt der knorrige Mann

er wird davon satt, vom mageren Fang

so ist es wie ein Fischer lebt.

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

Carmen Caputo                     Glut in der Nacht

* 1965                                                   (über die Waldbrände in Süditalien)

 

 

Blutrot die Sonne steht im Zenit

unbarmherzig brennt sie heiß

in Dürre erstarrt treibt der Schweiß

der Wald sich flehend hinkniet.

 

Ein Funke nur, knistern kracht

sanft doch ohne Flüsterton

wie Teufels Hinterhalt der Hohn

entfacht die Glut spät in der Nacht.

 

Wälder weit sie stehen in Flammen

Tiere um ihr Leben rennen

Wind der zaudernd weiterweht.

 

Leben alles will verdammen

Menschen im Aufschrei Gefahr erkennen

Ein Niemand der Gluten Schicksal entgeht.